"Warum klickt hier keiner?"
Wie ich unsere Nutzer dazu brachte, unsere Clickmap zu klicken.
Meine Rolle
Ich habe das Projekt ganzheitlich begleitet – von User Research über die Konzeption bis hin zum finalen UI und der engen Zusammenarbeit mit Entwicklung und Stakeholdern. Ziel war ein klar fokussiertes, datengetriebenes Redesign, das echte Probleme löst – und es hat sichtbar Wirkung gezeigt:
Nutzungsrate: von 15 % auf 35% gestiegen
Time-on-Task: um 27% reduziert
Klick-Effizienz: +30 %
Support-Anfragen zum Feature: –18 %
Ausgangslage: Gutes Feature, kaum genutzt
In unserer E-Mail-Marketing-Software gab es ein Analyse-Tool – Clickmap. Eigentlich ideal, um das Verhalten von Empfängern auszuwerten und Kampagnen gezielt zu optimieren. In der Realität aber leider kaum genutzt. Die Funktion war überladen, unübersichtlich und weit weg vom tatsächlichen Arbeitsablauf der Nutzer:innen.
Ziel: Verstehen, vereinfachen, relevant machen
Meine Aufgabe war es, herauszufinden, warum das Tool nicht genutzt wurde – und es so umzugestalten, dass es intuitiv verständlich, visuell klar und inhaltlich wertvoll wird. Es sollte kein bloßes "Feature" sein, sondern ein echtes Werkzeug für bessere Entscheidungen und ein absolutes Sales-Argument für die Firma.
User Research & Problemverständnis
Ich habe qualitative Usertests mit 10 aktiven Nutzer:innen durchgeführt. Die wichtigsten Pain Points:
Visuell Overload: Farben wurden falsch interpretiert (z. B. Rot = gut, blau = schlecht), die Links waren zu lang, Dropdowns und Einstellungsmöglichkeiten verstreut.
Wichtige Metriken wie CTOR fehlten auf den ersten Blick.
Keine Ansicht für mobile Öffnungen verfügbar
Die Linkliste links nahm 50 % Platz ein – wurde aber von niemandem verwendet. Alle nutzten die Mailing-Vorschau.
Erster Entwurf:
Ich habe das komplette Interface neu aufgeteilt: Die E-Mail-Vorschau rückte ins Zentrum. Die Linkliste wanderte in einen einklappbaren Drawer rechts, Dropdowns wurden zentralisiert, ein neues Panel links erlaubte schnelle Ansichtswechsel.
Die finale Version: Klarheit & Fokus
Die finale Version der Clickmap konzentriert sich auf den tatsächlichen Nutzungskontext der Anwender:innen. Die Mailingvorschau steht im Zentrum – als primärer Ort der Interaktion. Alle ergänzenden Funktionen wie Linkliste, Filter und Metriken sind bewusst so gestaltet, dass sie unterstützen statt ablenken und bei Bedarf versteckbar sind.
Das linke Panel bietet gezielte Ansichtsoptionen, während die einklappbare Linkliste rechts Platz spart und nur bei Bedarf geöffnet wird. Auf überflüssige Features wie den Chrome-Modus oder eine separate Zoom-Funktion wurde bewusst verzichtet – zugunsten eines reduzierten, selbsterklärenden Interfaces.
Das Ergebnis ist eine Clickmap, die nicht nur besser aussieht, sondern auch besser funktioniert: Sie fügt sich nahtlos in bestehende Arbeitsprozesse ein und wird von den Nutzer:innen als sinnvolles Werkzeug wahrgenommen.
Ideen testen & verwerfen
Im Verlauf des Projekts wurden von internen Stakeholdern und in frühen Nutzerinterviews zusätzliche Feature-Ideen eingebracht – unter anderem ein „Chrome-Modus“ (nur eine Farbe für alle Links zur schnellen Übersicht), eine Zoom-Funktion zur besseren Lesbarkeit und die Option die E-Mail zu verdunkeln und heller zu machen.
Ich habe beide Konzepte mit mehreren Interviewpartner:innen getestet. Das Ergebnis war eindeutig: Chrome-Modus sowie Zoom wurden weder intuitiv verstanden noch als hilfreich empfunden. Das Abdunkeln des Mailings sahen jedoch alle User als hilfreich an.
Fazit: Zwei Ideen wurden bewusst verworfen – zugunsten eines klareren, fokussierten Interfaces ohne unnötige Komplexität.
Fazit
Das Redesign der Klick-Heatmap zeigt, wie viel Potenzial in einem klaren, nutzerzentrierten Prozess steckt. Durch gezielte Recherche, konsequentes Testen und das bewusste Weglassen unnötiger Features wurde ein überladenes, kaum genutztes Tool in eine fokussierte, visuell aufgeräumte und funktional relevante Anwendung verwandelt.
Die deutliche Steigerung der Nutzungsrate, die gesunkene Time-on-Task und die verbesserte Nutzerzufriedenheit sprechen für sich – vor allem aber zeigt das Projekt: Gutes UX Design entsteht nicht durch mehr Funktionen, sondern durch gezieltes Verstehen und Reduzieren.
Für mich war es ein Beispiel dafür, wie Design nicht nur schöner macht – sondern smarter, klarer und wirkungsvoller.